Enterbt uns doch endlich!

Am 01. November erscheint mein neues Buch „Enterbt uns doch endlich!“ im Trabanten Verlag.

Um was geht es? Deutschland ist eines der ungleichsten Länder in Europa. In keinem anderen Land ist die Vermögens-ungleichheit so zementiert wie bei uns. Wir haben ein System geschaffen, das öffentliche Armut fördert und den privaten Reichtum weniger Menschen immer weiter steigert. Das liegt zum größten Teil am Erben. In meiner Generation gibt es ein letztes Tabu. Während ich mit Freund*innen beim Kaffee ohne Probleme über den nächsten Besuch beim Psychologen reden kann oder über Geschlechtskrankheiten, die sich jemand zugezogen hat, schweigen wir uns über das Erben aus. Dabei gibt es wenig, das meine Altersgruppe in den nächsten Jahren so stark prägen und zerreißen wird. Wenn man sich die derzeitige Einkommensverteilung nach Alter anschaut, dann rollt bald die größte Erbschaftswelle in der Geschichte der Bundesrepublik auf uns zu – und wird meine Generation grundlegend verändern. Nur darüber reden möchte niemand.

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8 Comments

  1. Klaus Kernberg

    Lieber Herr Haan,
    Es gibt für mich nun – sollten Ihre Enteignungphantasien jemals eintreffen – genau zwei Möglichkeiten: Ich gehe mit meinen Kindern ins Ausland, wo ich frei über mein hart erarbeitetes Vermögen verfügen kann, oder ich verballere mein Vermögen vor meinem Tod. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass Sie mich aus Ihrem roten Wolkenkukuksheim heraus schröpfen können. Übrigens muss ich Ihren Irrtum, dass Kapitalerträge mit nur 25% versteuert werden, korrigieren. Gerade bei Dividenden zahlen die Unternehmen schon satte Steuern auf ihre Gewinne. Aber Ökonomie ist scheinbar nicht so ganz das Ding der SPD. Man merkt es ja täglich. Sie werden sich mit Ihrem Buch bis auf die Knochen blamieren.

    • Jens stöckel

      Sehr geehrter Herr Kernberg,

      Sie selbst sprechen in Ihrem Beitrag die Lösung aller Probleme aus, nämlich Option 2: das Verballern Ihres Vermögens vor Ihrem Tod. Wenn Sie das nämlich täten, dann würden Ihre Kinder selbst zeigen müssen, ob Sie was drauf haben oder nicht, ob sie in der Lage sind, aufgrund ihrer genetischen Anlagen ihr Leben selbst zu rocken oder nicht oder ob es nur Kapitalverheizer sind, die sich in Daddy’s Reichtum sonnen.

      Was Menschen wie Sie offensichtlich nicht verstehen wollen oder können, ist die Tatsache, dass das Leistungsversprechen der Sozialen Marktwirtschaft den Bach runter geht.
      Es kann nicht sein, dass Menschen, die nicht erben, niemals in der Lage sein werden, sich Wohneigentum anzuschaffen, gerade im Hinblick auf die in der Tiefe der Zeit lauernde Altersarmut.

      Es kann nicht sein, dass der Lebenserfolg eines Menschen vom Kapitalstock der Eltern abhängt. Wir sind auf dem Weg zurück ins Mittelalter, wo das Prinzip der Geburtslotterie wieder zum Tragen kommt, d.h. die Frage, ob du ein Königssohn oder ein Bauernsohn bist.

      Das noch tiefer sitzende ökonomische Problem ist, wenn Menschen der Todsünde der Gier verfallen und so viel Vermögen anhäufen, dass es zuviel für das eigene Leben ist. (Anmerkung: ich bin Atheist)

      Da Sie ja offensichtlich genau wie ich die tieferen Geheimnisse der Ökonomie ergründet haben, sollten Sie vielleicht noch mal das Minimalprinzip wiederholen uns es zu Ihrer Lebensmaxime machen. Denn dann wäre die ganze Diskussion über Gerechtigkeit obsolet und im Keim erstickt….

      (Und ganz nebenbei: unserem Planeten würde es auch besser gehen ;-))

      Mfg

      • Klaus Kernberg

        Sehr geehrter Herr Stöckel,
        Da Sie mir scheinbar Gier unterstellen, möchte ich etwas klarstellen. Ich habe mir während meines Berufslebens einen Grundstock Vermögen angespart, der mir dazu dienen soll, meiner Frau und mir im Alter ein Zubrot zu unserer Rente zu generieren. Die reicht nämlich nicht, um unseren derzeitigen Lebensstandard zu halten. Der ist nicht exorbitant, das können Sie mir glauben oder nicht. Selbst mit gut überlegten Anlagen braucht es eine Sechsstellige, um eine halbwegs ausreichende Summe Ertrag zu erzielen. So weit können Sie mir sicher folgen. Diesen Grundstock werde ich bis an mein Lebensende stehen lassen müssen, sonst habe ich kein Grundkapital und auch keine Erträge mehr. Ich lebe also bereits nach dem „Minimalprinzip“. Meine „Gier“ besteht lediglich darin, dass ich nie in Alterarmut rutschen werde und meiner Frau und mir ein auskömmliches Rentendasein ermöglichen kann. Diesen Grundstock werde ich also nicht aufbrauchen und somit meinen Kindern vererben. Die sind erstklassig ausgebildet und werden ihren Weg machen, mit oder ohne Erbe. Trotzdem wird der Staat dieses Vermögen nicht bekommen, ob es Ihnen nun gefällt oder nicht. Das werde ich zu verhindern wissen.

        • Kaiser

          @Herr Kernberg
          Genau so sehe ich das auch. Wie kommt jemand auf die Idee, mir mein -voll versteuertes- Erspartes nach meinem Tod wegnehmen zu wollen. ICH habe dafür gearbeitet und Steuern gezahlt. Schon die Besteuerung von Renten ist ein Skandal. Jetzt noch das Erbe an Taugenichtse zu verschleudern ist meiner Meinung nach asozial und wird dazu führen, dass sich die Nichtstuer noch weiter zurücklehnen.
          Im Übrigen: Deutschland ist keineswegs wie Hr. Haan behauptet das Land mit den größten Einkommens- / Vermögensunterschieden. Wurde hier bewusst gelogen?

  2. Sebastian Rasch

    Sehr geehrter Herr Haan,
    Sie wenden sich gegen die gesellschaftlichen Folgen der Politik, welche Ihre Partei – die SPD – zusammen mit anderen Parteien seit Beginn der Bundesrepublik verfolgt: Und dieses Mantra lautet: Die Mieten müssen immer niedrig sein und bleiben. Mieter zu sein ist in diesem Land seit Jahrzehnten einfacher, günstiger und risikoloser als Wohneigentum zu erwerben.

    Mit immer neuen Regulierungen sollen die Mieten künstlich niedrig gehalten werden. Im Schnitt liegen die Mieten unter den kalkulatorischen Gesamtkosten der Vermietung. Anders ausgedrückt: Mit den laufenden Mieteinnahmen kann man als Vermieter seine Kosten gar nicht decken, zumindest nicht, wenn man regelmäßig in seinen Bestand investiert und modernisiert.

    Um dennoch privates Kapital in den Mietwohnungsbau zu locken und die Rendite zu erhöhen, subventioniert der Staat die „Wohlhabenden“ mit steuerlichen Abschreibungen wie der Gebäude-Afa. Diese wird gerade von 2% auf 3% erhöht. Diesen Vorteil können aber nur Personen in Anspruch nehmen, die überhaupt nennenswert Steuern zahlen.

    Hinzu kommt, dass durch die Niedrigzinspolitik der EZB seit 2010 das größte Vermögenswertsteigerungsprogramm der Nachkriegszeit gestartet wurde. Dummerweise haben davon nur die wohlhabenden Vermieter und nicht die armen Mieter profitiert, da sie ja kein Wohneigentum haben.

    Seien Sie mutig: Denken Sie als SPD-Mitglied die Wohnungspolitik in diesem Lande doch mal ganz neu: Beenden Sie die Regulierung der Mieten und stoppen Sie die Milliarden-Subventionierung im Wohnungsbau. Mit den gesparten Milliarden erhöhen Sie das Wohngeld für die Bedürftigen und fördern den Erwerb von Wohneigentum von breiten Schichten der Bevölkerung. Dann wird sich auch die von Ihnen angeprangerte Konzentration des Vermögens in den kommenden Jahren deutlich reduzieren.

  3. Dr. Sebastian Rasch

    Sehr geehrter Herr Haan,
    Sie wenden sich gegen die gesellschaftlichen Folgen der Politik, welche Ihre Partei – die SPD – zusammen mit anderen Parteien seit Beginn der Bundesrepublik verfolgt: Und dieses Mantra lautet: Die Mieten müssen immer niedrig sein und bleiben. Mieter zu sein ist in diesem Land seit Jahrzehnten einfacher, günstiger und risikoloser als Wohneigentum zu erwerben.
    Mit immer neuen Regulierungen sollen die Mieten künstlich niedrig gehalten werden. Im Schnitt liegen die Mieten unter den kalkulatorischen Gesamtkosten der Vermietung. Anders ausgedrückt: Mit den laufenden Mieteinnahmen kann man als Vermieter seine Kosten gar nicht decken, zumindest nicht, wenn man regelmäßig in seinen Bestand investiert und modernisiert.
    Um dennoch privates Kapital in den Mietwohnungsbau zu locken und die Rendite zu erhöhen, subventioniert der Staat die „Wohlhabenden“ mit steuerlichen Abschreibungen wie der Gebäude-Afa. Diese wird gerade von 2% auf 3% erhöht. Diesen Vorteil können aber nur Personen in Anspruch nehmen, die überhaupt nennenswert Steuern zahlen.
    Hinzu kommt, dass durch die Niedrigzinspolitik der EZB seit 2010 das größte Vermögenswertsteigerungsprogramm der Nachkriegszeit gestartet wurde. Dummerweise haben davon nur die wohlhabenden Vermieter und nicht die armen Mieter profitiert, da sie ja kein Wohneigentum haben.
    Seien Sie mutig: Denken Sie als SPD-Mitglied die Wohnungspolitik in diesem Lande doch mal ganz neu: Beenden Sie die Regulierung der Mieten und stoppen Sie die Milliarden-Subventionierung im Wohnungsbau. Mit den gesparten Milliarden erhöhen Sie das Wohngeld für die Bedürftigen und fördern den Erwerb von Wohneigentum von breiten Schichten der Bevölkerung. Dann wird sich auch die von Ihnen angeprangerte Konzentration des Vermögens in den kommenden Jahren deutlich reduzieren.

  4. Dieter Fischer

    In der Sendung Nachtcafé im SWR am 3.3.23 sprechen Sie von 2,7% Erbschaftssteuer, wer über 20 Mio. erbt, zahlt noch weniger… Wo nehmen Sie denn solche Zahlen her? Sie suggerieren wer noch mehr erbt, zahlt noch weniger Steuern. Das ist einfach schlichtweg falsch, die Erbschaftsteuertabelle zeigt doch ganz andere Zahlen! z. B. Bei 13-26 Mio. beträgt der Steuersatz 27-50% je nach Steuerklasse…

  5. Julia Lier

    Was ist mit Eheleuten? Wenn ein Ehepartner im hohen Alter stirbt und dem anderen seine Hälfte der selbst bewohnten Immobilie vererbt, kassiert der Staat dann Miete für die Hälfte des Erblassers? Oder muss dann der oder die Hinterbliebene ausziehen? Hinterbliebene Ehepartner müssen stattliche Erbschaftssteuer bezahlen auf Vermögen, das oft in vielen Jahre beide Partner erarbeitet und erspart haben. Allein das ist schon pervers. Zwar gibt es Freibeträge, aber bei den heutigen Immobilienpreisen reichen die lange nicht aus. Beim Thema Erbschaftssteuer wird immer nur an erbende Kinder gedacht, nie aber an Eheleute.

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